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Exkursion zum Judenfriedhof in Oberöwisheim

Nachdem wir unsere schriftlichen Prüfungen in der Klasse 10 geschrieben hatten, unternahm unser Relilehrer, H. Becker, vor Pfingsten mit uns eine Exkursion zum Judenfriedhof in Oberöwisheim. Als Einstieg hatten wir im Klassenzimmer Gelegenheit, unser Wissen über das Judentum in einem Multiple-Choice-Verfahren zu erweitern. Danach informierte uns H. Becker über den Judenfriedhof, seine Geschichte und die Symbole auf den Gräbern:Ein Judenfriedhof bleibt für immer bestehen und wird nicht geräumt. Er wird auch als Haus des Lebens und der Ewigkeit bezeichnet. Anders als auf einem christlichen Friedhof legt man anstatt Blumen Steine auf das Grab. Das stammt aus der Zeit der Nomaden und ist ein Symbol der Ehrung. Auf den alten Gräbern steht der Name des Verstorbenen auf Hebräisch. Manchmal steht auch noch der Name des Vaters der Person und was er für ein Mensch war. Irgendwann standen die Namen auch hinter dem Grabstein in lateinischer Schrift.

Die Gräber haben verschiedene Symbole mit einer bestimmten Bedeutung in Bezug auf das Leben des Verstorbenen. Hände mit gespreizten Fingern, wobei Zeigefinger mit dem Mittelfinger und Ringfinger mit dem kleinen Finger eine Einheit bilden, sind das Zeichen der Kohanim (siehe Foto). Die Kohanim sind ein jüdisches Priestergeschlecht. Der acht-bzw. neunarmige Chanukkaleuchter bedeutet, dass dort eine Frau begraben ist. Die Trauben stehen für ein erfolgreiches Leben. Die Krone steht für ein ordentliches Leben. Eine abgebrochene Blume bedeutet, dass der Verstorbene in der Blüte des Lebens verstorben ist. Eine Kanne steht für den Levi Stamm. Das Schofarhorn bedeutet, dass hier ein Kantor oder Schofarhornbläser bestattet ist. Die Männer müssen auf dem Friedhof eine Kopfbedeckung tragen. Aus Pietätsgründen darf man auch nicht essen und trinken.

Gegen 10.00 h starteten wir bei sommerlichem Wetter mit den Fahrrädern und in Begleitung von H. Becker und H. Mannherz, unserem Klassenlehrer, in Richtung Oberöwisheim. Der Berganstieg vor dem Friedhof brachte einige Mitschüler an ihre körperlichen Leistungsgrenzen.

Zunächst führte uns H. Becker durch den älteren Teil des Friedhofes, wobei wir am Ende einen Hang hinunterkraxeln mussten. Die Grabsteine waren teils abgebrochen und die Schriften darauf nicht mehr lesbar. Auf dem neuen Teil des Friedhofes suchten wir nach Gräbern mit den zuvor vorgestellten Symbolen. Wir haben das Grab von Moses Türkheim gefunden. Einem Juden, der in Münzesheim ein Kaufhaus betrieb, das für die Qualität seiner Waren bekannt war. Das letzte Grab, das dort eingerichtet wurde, ist von Babette Diedelsheimer. Sie wurde 1938 begraben.

Die Gräber sind nach Osten ausgerichtet, in Richtung Jerusalem. Es gibt normalerweise nur Einzelgräber auf einem jüdischen Friedhof und kein Gemeinschaftsgrab. Danach haben wir ein Gruppenfoto auf der Treppe und vor den Fahrrädern gemacht. Gegen 11.00 h radelten wir zurück nach Münzesheim. Dort lud uns Herr Becker beim Italiener abschließend zu einem Eis ein.

Nina Oberst / Frank Becker

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